So schreibt Andrea Ypsilanti zu Europa geht anders und Gender:
Die Verursacher der Krise im Finanzkapitalismus und im Staat sind in ihrer überwiegenden Mehrheit Männer. Auch das Vermögen ist zwischen Männern und Frauen sehr ungleich verteilt, insbesondere das Betriebsvermögen. Die in den Medien diskutierte Frage, ob Frauen anders gehandelt hätten, wären sie in Macht- und Entscheidungspositionen gewesen, lenkt vom Thema ab. Dass Frauen in den Entscheidungszentren ökonomischer Macht so gut wie abwesend sind, ist vielmehr Ausdruck einer hierarchischen Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern. Zugleich sind Frauen die von den Folgen der Krise hauptsächlich Betroffenen. Durch den Abbau des Sozialstaates sind zum einen Frauenarbeitsplätze im (öffentlichen) Dienstleistungsbereich – Kinderbetreuung, Pflege, Gesundheit – von Kürzungen betroffen. Gleichzeitig müssen die eingesparten Dienste, zusätzlich zu dem Verdienstausfall, im Privaten von den Frauen kompensiert werden – unentgeltlich versteht sich.
Die Krise des Neoliberalismus ist auch die Krise des Patriarchats – beide suchen noch das rettende Ufer. „Europa geht anders“ bedeutet daher auch: nur mit der gleichberechtigten Beteiligung von Frauen wird eine neue Idee von Europa tragfähig sein.
Andrea Ypsilanti ist Erstunterzeichnerin des Aufrufs “Europa geht anders”.